Artgerechte Haltung

Schafe_Stall

Stall & Weide

Stallbauten
Obschon das Schaf bei geeignetem Unterstand ganzjährig auf der Weide belassen werden kann, ist das ausweichen auf einen gut gestalteten Winterstall, bei Erkrankungen und Ablammungen in Frostperioden unumgänglich. Auch vereinfacht der Stall die Arbeit des Schäfers ganz erheblich (Antransport des Futters; Enteisen der Trinkgelegenheiten.) Zudem verhindert das Einstallen der Tiere von Februar bis Beginn Graswuchs, das Übernutzen der Weiden und somit Futterknappheit im Frühjahr.

Anforderungen an Schafställe
Die Mindestmasse für die Haltung von Schafen ist der nachfolgenden pdf-Datei zu entnehmen.

https://www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/tiere/nutztierhaltung/schafe/fachinformationen-Schaf/fachinformation-mindestmasse-schafe.pdf.download.pdf/1_(1)_d_FI_Schafe_Mindestabmessungen.pdf

Der Schafstall sollte möglichst zugfrei und doch gut durchlüftet sein. Die Lichtverhältnisse sollten so sein, dass in der dunkelsten Stallecke noch Zeitung gelesen werden kann.

Einstreu
Die für das Tier beste Einstreuart ist die Tiefstreu, die bei Bedarf überstreut wird, oder vom Tier durch verschmähtes Rohfutter angereichert wird. (Wärme-speicher) Eine Steinmehl gabe 1mal pro Woche hilft Klauenprobleme zu vermeiden. in der Praxis wird die Tiefstreue sehr oft durch periodisches Misten ersetzt.

Architektur des Schafstalles
Um einen Stall zu gestalten, fragen wir nach den Bedürfnissen des Tieres. Da das Schaf ein Weidetier ist, das sein Futter im Gehen zusammensucht, scheiden wir möglichst viel Raum aus, um dem Bewegungsbedürfnis der Tiere gerecht zu werden. Dies können wir, indem wir statt nur einer Fressgelegenheit, mehrere an verschiedenen Stellen des Stalles platzieren (auch wenn dies für die tägliche Fütterung etwas Mehrarbeit bedeutet).

Zusätzlich prüfen wir, ob sich ein direkt zugänglicher, befestigter Aussenhof realisieren lässt. (alte Verbundsteine, Gartenplatten od. ähnliches. eine Kiesschüttung ist ungeeignet, da sich der Kot nur mangelhaft entfernen lässt.) Vom täglichen Weidegang auf einer begrenzten Fläche ist abzusehen (ausser in Frostperioden) da der unweigerlich entstehende Sumpf um den Stall, zusammen mit dem feuchtwarmen Klima im Stallinnern zu Moderhinke führt. wenn wir den Aussenhof mit einem alten Baumstrunk, oder sonst einem nicht verrückbaren Gegenstand möblieren, beugen wir Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Auen oder Jungwiddern vor.

Hier eine Skizze zur Stallplanung und Fressstelle

Zeichnung Stallbau

Fresseinrichtungen
Obschon es feudale Futtertische gibt, die sich auch dem wachsenden Mist unter ihnen anpassen, möchte ich hier auf einige Fressstellen aufmerksam machen, die mit geringen Kosten herzustellen sind und vollauf ihren Zweck erfüllen. Da ist einerseits die Verwendung von ausgedienten Lättlirosten als die billigste Variante zu erwähnen, andererseits die Herstellung von gehobelten Dachlattenrosten. Die Roste stehen über einfachen Holzkänneln, die auf Böcke gestellt, zur Aufnahme von Runkelrüben und Kraftfutter dienen. Bei der Befestigung der Fresseinrichtungen ist davon auszugehen, dass die Tiere verschieden gross sind, und alle das Futter erreichen wollen.

Habt Mut. Vergesst die Wasserwaage und hängt die Fressstelle schief. Schaut Euch auch dazu auch die Skizze zur Fressstelle weiter oben an. 

Der Lämmerschlupf
Wer zur Aufzucht seiner Jungtiere Lämmeraufzuchtfutter verwendet, kommt um das Errichten eines Lämmerschlupfes nicht herum. Bei extensiver Haltung sollte man den Schlupf jedoch nur zur Aufnahme von Raufutter verwenden. Bei der Abgabe von Zusatzfutter ist die Gefahr des Überfütterns gross und entsprechende Krankheiten der Jungtiere vorprogrammiert. Wohl kann man den Lämmerschlupf in einer Ecke des Stalles errichten, und somit Material sparen, doch sollte man die Gelegenheit benutzen, um mittels des Schlupfes den Stall zu gliedern, (Ruhezone – Fresszone od. Kaltbereich – Warmbereich od. Engpass für eventuell nötige Abtrennung im Krankheitsfall) (Bei krankheitsbedingter Einzelaufstallung Sichtkontakt gewährleisten.

Lämmer Bündner Oberländer Schaf

Ruhezone
Die Ruhezone ist nicht so genau zu definieren, weil das Schaf in seinem Ruheverhalten schwer durchschaubar ist. Während sie in der warmen Jahreszeit eher dicht bei dicht liegen, (kleinere Angriffsfläche für Mücken und Fliegen?) sind sie im Winter eher auf Abstand bedacht Zeitweilig zeugen am Morgen nach Frostnächten, dunkle Flecken im Raureif von ihren kalten Schlafplätzen, dann wieder kuschelt sich alles in den wärmsten Teil des Stalles. So bleibt dem Tierhalter nichts anderes übrig, als alle Möglichkeiten anzubieten. doch einem stets wiederkehrenden Verhalten der Schafe können wir Rechnung tragen:

Schafe gleichen Wildwesthelden. Sie halten sich immer den Rücken frei. Angeschmiegt an eine Mauer fühlen sie sich sicher. Wir halten daher eine Bucht frei mit viel Wand. Bei Metallgitter Boxen richten wir eine Ecke mit Schaltafeln oder ähnlichem her. (8o –100cm hoch.)

Tränke
Obschon das Schaf unterschiedlich viel Flüssigkeit zu sich nimmt, ist das Bereitstellen von frischem, sauberem Trinkwasser absolute Notwendigkeit. Eine Selbsttränke ist wohl das bequemste, wobei heute auch heizbare Modelle (Gefrierschutz) auf dem Markt sind. Beim Tränken mit dem Kessel ist darauf zu achten, dass bei frischgeborenen Lämmern keine zu grossen Gefässe verwendet werden (ertrinken).

Der Unterstand auf der Weide
Da wir nicht das Glück haben auf einer kleinen griechischen Insel zu leben, auf der das Meer alle Einzäunungsprobleme löst, und zudem ganzjährig die Sonne scheint, sind wir auf Zäune und Unterstände angewiesen. Ich möchte zuerst auf die Unterstände eingehen, dies umso mehr, da laut jüngster Gerichtspraxis der Unterstand ein absolutes Muss in der Weidehaltung darstellt.

Der Unterstand, Anordnung auf der Weide
Unterstand Schafe

Permanenter Unterstand

Skizzieren wir kurz den besten aller Standorte für einen Unterstand: eine Baumgruppe am höchsten Punkt der Weide nur wenige Meter von der Umzäunung entfernt. Ein kleiner Feldweg führt an ihm vorbei, der nur für landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben ist. Leider trifft man selten auf so ideale Bedingungen. So stellt sich die Frage: wo hat es zusätzlich Schatten? Baum, Haus usw., wo sind die Tiere am wenigsten gestört? (Verkehrslärm, neckende Kinder). Wo fügt sich das Bauwerk, das ja meistens nur geduldet ist, am unauffälligsten in die Landschaft ein? (natürliche Bodenerhebungen benutzen.)

Koppelweiden
Eine besondere Stellung nimmt der Unterstand bei Koppelweiden, d.h. Weiden die in mehrere Teilstücke unterteilt sind, ein. Was liegt näher, als sich einen zentralen Standort für die Bestossung aller Teilstücke für den Unterstand zu suchen. Man spart Material und Zeit. Doch aufgepasst. Wir beweiden wohl die Koppeln im Turnus, und nehmen ihnen so einen grossen Teil der Parasitenbelastung, doch im Umfeld des Unterstandes, in dem sich die Tiere einen Grossteil der Zeit aufhalten, wächst der Infektionsdruck, es sei denn, wir legten einen von allen Weiden zugänglichen Hartplatz an (siehe Stallbauten). Als Ausweg bleibt uns, in allen Teilweiden die Pfosten zur Errichtung eines Unterstandes zu setzen, und die normierten Schutzelemente zu zügeln. (Zeitaufwand ca. 20 min.)

Bau des Unterstandes
Unterstand

Mobiler Unterstand

Vier Pfosten und ein Wellblech darüber ist noch kein Unterstand. Wer je beobachtet hat, wie schmal der Streifen Schatten im Sommer, und wie klein der schneelose Fleck Erde unter einem solchen Konstrukt im Winter ist, wird dem beipflichten.

Dagegen sind zwei, gegen die Wetterseite hin gerichtete Wände von ca. 8ocm Höhe, zusammen mit einem leicht überstehenden Schutzdach, für einen Sommerunterstand durchaus genügend. Als Dachmaterialien eignen sich Welleternit, Ziegel oder Gunit-Platten. Wellblech, sowie Plastik-Lichtplatten sind ungeeignet, da sie zuwenig wärmeabweisend sind. Gunit-Platten müssen auf feste Holzrahmen montiert werden, da sie sich bei Klimawechseln verformen.

Winterfester Unterstand
Winterfeste Unterstände haben mind. drei verschalte Wände aufzuweisen. Den Eingang wenn möglich an einer Schmalseite. die Wandung an der höheren Längsseite ist oben geöffnet zu lassen (15 – 25cm. Lüftung). Um Diskussionen mit den Baubehörden zu vermeiden, sollte die Konstruktion nicht mehr als 1.50m bis zur Oberkante Dachhaut messen. Bei Unterständen, die im Winter benutzt werden, muss eine Wettergeschützte Raufutter-Krippe eingeplant werden. Einstreu im Winter nicht vergessen.

Zum Schluss noch einen Rat zum stressfreien Behändigen von Tieren ab der Weide:
Wenn man beim Errichten der Weide eine kleine Koppel aus festen Materialien, Armierungsnetzen oder Knotengitter errichtet, in der man die Tiere beim täglichen Weidebesuch mit kleinen Leckerbissen füttert, kann man bei Bedarf Einzeltiere ohne Hetzerei behändigen.

Über Zäune

Der Volksmund sagt:
Wenn du willst, dass deine Ziege auf deinem Land frisst, führe sie beim Nachbarn auf die Weide.

Natürlich sind unsere Bündner Oberländer Schafe im Ausbrechen nicht mit Ziegen zu vergleichen, auch wenn wir in unseren Herden einige Exemplare haben, die mit ihnen gleichziehen könnten. Doch nicht den Hochleistungssportlern unter unseren Schafen sei dieses Kapitel gewidmet, sondern dem Rest der Herde.

In der Regel geht es nicht darum, Massenausbrüche zu verhindern, sondern darum, durch geschickte Wahl und Anwendung der verschiedenen Zaunarten, Selbstverstümmelungen von Schafen und Wildtieren zu vermeiden. (Ein Merkblatt des Schweizer Tierschutzes über sichere Weidezäune kann unter www.tierschutz.com/media  heruntergeladen oder als Broschüre kostenlos bezogen werden.)

Verschiedene Zaunarten

Elektronetz
Wie sicher diese Umzäunung bei genügend grosser Spannung ist, so gefährlich wird sie bei einer Strompanne. Wer je mit Hilfe eines Feuerzeugs einen Jungwidder aus einem Elektronetz befreit hat, weiss wovon ich spreche. 

-wenn immer möglich Netzgräte verwenden.
-das Gerät so platzieren, dass man das Klicken der Kontrolllampe bei den täglichen Verrichtungen in Haus und Hof möglichst oft wahrnimmt.
-Grasbewuchs – auch bei Geräten die die Pflanzen angeblich verbrennen – vor dem Setzen des Netzes, entfernen (zB. mit dem Rasenmäher)
-bei Geräten mit Autobatterien, Verbrauch in Bezug auf die Anzahl der versorgten Netze festlegen.
-Netzverbindungen öfters kontrollieren oder verknüpfen. (spielende Kinder lieben es als Mutprobe, die Klemme mittels eines Stöckchens zu lösen.)

Leider gibt es bis anhin keine Möglichkeit, die Igelopfer die jährlich in den Netzen anfallen, zu umgehen! Um Wildschäden vorzubeugen, sollten nicht benötigte Netze umgehend weggeräumt werden, da sie auch in stromlosem Zustand eine Gefahr fürs Wild darstellen. 

Elektrobänder
Elektrobänder haben gegenüber den Netzen den Vorteil, dass sie Kleinsäugern (Igel) einen ungehinderten Durchgang ermöglichen und besser bewuchsfrei zu halten sind. Eckpunkte sowie Richtungsänderungen werden von Vorteil durch feste Pfähle (Holz- oder Recyclingpfahl) die mit handelsüblichen Isolatoren versehen sind, ausgeführt. Auf den Geraden können Plasticpfähle eingesetzt werden.
Bezugsquellen: landwirtschaftliche Genossenschaften, Hauptner
Anzahl Bänder: 3 – 4

Elektrobänder Zaun

Mit etwas Uebung ist der Zaun schnell aufgestellt

Festzäune
Der eigentliche Favorit unter den Festzäunen, gleichsam der Mercedes unter den Schafweidbegrenzungen, ist der Diagonalgeflechtzaun mit Recyclingpfählen. Leider schlägt sich seine Vorrangstellung auch im Preis nieder. Bei einem Pfostenabstand von 2.5m (bis 3m ist im flachen Gelände machbar) belaufen sich die reinen Materialkosten auf rund Fr. 80.– pro 10m (ohne Beton für das einbetonieren der Eckpfosten und Stützen). Auch der Arbeitsaufwand ist gemessen an einem Knotengitterzaun um einiges höher.

Vorteile: 

  • wildsicher
  • durch Ausheben von kleinen Gruben unter dem untersten Spanndraht, durchlässig für Kleintiere (Igel und so weiter)
  • keine Hornschäden mehr bei heranwachsenden Tieren
  • schmiegt sich fast jeder Topographie an
  • keine Unterhaltsarbeiten
  • das Auswechseln von Pfählen entfällt, ebenso das Einbringen von Giftstoff als Holzschutzmittel

Technische Daten:

  • Diagonalgeflechthag 1m
  • 3 Spanndrähte 2mm
  • Recyclingpfahl Durchmesser 80 eventuell 50
  • Distanz 2.5 – 3m
  • Eckpfosten einbetoniert und abgestützt

(Bezugsquelle Recyclingpfähle: Hauptner Instrumente GmbH, 8305 Dietlikon,
Tel. 044 805 99 11, www.hauptner.ch oder Zaunteam www.zaunteam.ch oder regionale Anbieter)

Knotengitter

Schlechtes Beispiel eines Knotennetzes

Knotengitter
Im Gegensatz zum Diagonalgeflecht ist Knotengitter einiges günstiger, doch nicht so haltbar wie dieses. Auch animiert es mehr zum Übersteigen, was an Hand der nie mehr ausbügelbaren ein- und Ausbuchtungen unschwer zu erkennen ist. Der Hauptnachteil, das Durchfressen und Hörnerabreissen der Lämmer, lässt sich durch eine stromführenden Draht, 20 – 25cm über dem Terrain, leicht beheben.

Armierungsnetz
Eine bequeme Art eine Weide einzuzäunen, stellen die in der Bauindustrie verwendeten Netze in Verbindung mit Armierungseisen, minimaler Durchmesser 14mm, dar. Ihr eher hässliches Aussehen machen sie durch ihren grossen Einsatzbereich wett. Man sollte jedoch darauf achten, eine nicht zu grosse Maschenweite zu wählen (durchfressen) und die einzelnen Elemente nicht länger als 3m schneiden zu lassen (handling) bei einem Neupreis von ca. Fr. 50.– pro 10m eine tragbare Anschaffung für Notfälle.

Andere Zaunsysteme
Wohl jeder Züchter und jede Züchterin schwärmt von seinem/ihrem besonderen Zauntyp. Der eine bastelt sich mit Laubsäge oder Schneidbrenner seinen ganz persönlichen Zaun, der andere träumt von den eloxierten Elementen einer Spezialfirma. es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, auf alle diese einzugehen. wichtig ist nur:

  1. Kann mein Tier in der von mir gewählten Umzäunung ohne Gefährdung funktionieren?
  2. Können Wildtiere an meiner Umzäunung funktionieren?
  3. Vergifte ich nicht durch meine Wahl die Futtermittel meiner Tiere?

P.S.: Indem ihr eure Nachbarn teilhaben lässt an eurem Schäfelerleben, verhindert ihr manch tragisches Ereignis.

Habt ihr noch Fragen? Meldet Euch gerne per Mail oder über das Kontaktformular. 
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